nach dem Tod merken die Menschen schnell
dass dem Körper plötzlich alles fehlt
der leere Körper entfremdet
die Fremdsprache des entlasteten Gesichts
es kracht nicht mehr
es spricht nicht mehr
in vertrauten Tonarten
Höhen und Tiefen
der Körper lässt alles an sich zurück
meine Mutter schwimmt durch den dreckigsten Fluss nach Hause
was fällt dir ein, Kind
der Schmerz haftet an den Gesichtszügen
die zurechtgestutzte Fratze
man kann nur soviel tun
der Mensch lebt nicht mehr
das Innere ist verschwunden
steht hinter mir und ich weiß es nicht
verwandt, abgetrennt, starrend, hartkalt
meine Mutter schwimmt durch den dreckigsten Fluss nach Hause
was fällt dir ein, Kind
die Stille halte ich plötzlich nicht aus
so hat er nicht gelebt
und doch
will er seine Ruhe jetzt
es kracht in meinem Brustkorb
sie küsst ihn
und es kracht
die Knochen hat er noch
sind noch da
gehören uns
die Stimme ist weg
was will ich mit Knochen
meinen Bruder will ich wiederhaben
er ist gebrochen
sie haben ihn hingelegt
als gäbe es ihn noch
nicht in Stücken
hier gehört mein Bruder nicht hin
so kann ich ihn doch nicht mitnehmen
er bewegt sich nicht
das weiß jemand auch
darum geht es doch schließlich
mit einem Sprung halte ich ihn in mir fest
und zugleich lasse ich ihn ziehen
meine Mutter schwimmt durch den dreckigsten Fluss nach Hause
was fällt dir ein, Kind
