verstecktes Kind| mich gibt es nicht | ein Gedicht

die Toten, aus Wachs und Erde,

Haargeflecht, zerronnen, gefunden,

stehen leise in einem leeren Raum

*

das Fleisch ist verbrannt

die Haut ist weg

die Bilder fangen an zu flackern

der Geruch schleicht herum   

*

und ich stehe entblößt vor meinen Geistern

*

du sollst so sein wie ich es haben will

du sollst so werden wie ich dich ausmale

mit meinen Stiften, mit meinen Giften

alles ist rot und entzündet

*

das ganze Leben hatte er noch vor sich

und selbstbestimmt hat er dem ein Ende gesetzt

hat es hinter sich gelassen

eine Haut die ich mir schnappte vor dem Zerfall

eine Haut in der man ihn, in der man mich, wiederfindet

ich halte ihre Kälte aus

und starre in den Abgrund

man hat ihn abgeholt

*

entleert, stoße ich auf Menschen

Brennstoff, das Leichentuch ohne Futter

halte mich zusammen im Zerrgefieder

ich ertrage ihre Nähe nicht, ertrage ihre Leere nicht

doch sie leben noch, haben Faden und Schere im Auge

und ich weiß nicht wohin

denn ich vermisse einen Toten

*

er legte mir seinen Körper entgegen

und forderte Verantwortung

ich riss mein Kind aus mir heraus

das, was ich einmal war,

und flüsterte Anerkennung

*

das Kind wurde zur Aufopferung geboren

langjährig, scheinheilig, zweckerfüllend, zu Füßen gelegt

Futter für den Vater, er wütet und verschwindet,

taucht auf mit krachendem Kiefer aus einer anderen Welt

das Kind verstummte

{wenn der Vater stirbt, dann sterbe ich auch}

und gab sich hin, nimm dir was du brauchst

denn ich will leben

der Vater entriss, die Mutter stopfte, das Kind tropfte

My own drawing © Laura Gentile 2021 | Instagram: @melpomenepaintings

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