Wir entstanden aus einander.
Haut auf Haut. Durchgezogen.
Abgehärtet, durch den Sog geatmet.
Die Haare durch unsere Gesichter.
Wir entglitten, entströmten, sahen uns an.
Und konnten uns nicht lieben lernen.
Die hechelte stets gekränkt hinterher
Und konnte uns nicht finden und wir sie
Schon gar nicht, denn wir wussten nicht
Wie sie sich anfühlt, wie sie riecht und wie sie überhaupt
Aussieht. Wir ertrugen uns nur schwer, zuviel hatte man uns
Bereits angetan und zugemutet.
Man hat uns überschritten, uns vermummt und
Uns unnatürlich programmiert.
Das Reden hat man uns nicht beigebracht, uns stand
Das kraftvolle Schweigen ins Gesicht gemeißelt.
Die hauen auf uns ein, hacken herum, schneiden und prangern an,
Und wir zittern mit nacktem Leib und wollen doch nicht, nie mehr,
Zum Opfer geformt werden, verformt, verstümmelt und verworfen.
Ich entsprang einem vergewaltigten Geschlecht.
Ich weiß nicht wie ich heilen soll,
Aus dieser Wunde die immer offen bleibt und weint,
Verzerrt und verstört, wir beten uns gegenseitig an,
Und flehen die Liebe an, versuchen uns einander zu nähern ohne Scham.
Diese Wunde die mich auf die Welt gebracht hat,
Dieser Schmerz mit dem auch ich gekrönt wurde,
Der versucht mir das Haupt zu zerfetzen, weil eine Frau, ein Kind,
Nicht reicht, weil das Elend immer in Bewegung bleiben muss.
Das hat man ihrem Körper eingetrichtert.
Darin wurde mein Körper getränkt, in dem ertrunkenen Leiden
Ihrer Seele. Ein Wirbelsturm, der nicht weiß wohin er strömen soll.
Er ist stets gefangen im Frauenkörper der so viele Qualen erträgt.
Sie war in sich selbst noch gefangen, traute sich nicht raus,
Und ich verharrte, frierend, die Leere füllend, sie warmhaltend.
Wir gehören zusammen, haben uns von einander ernährt und
Haben uns beide den Wasserfall des endlichen Ausdrucks heruntergestürzt.
“Mrs Siddons as the Tragic Muse” by Joshua Reynolds (1723-1792)